Ziele, die in solchen variablen Vergütungsmodellen auftauchen, können dabei klassische Erfolgsfaktoren des Vertriebs sein, wie z.B. Umsatz, Deckungsbeitrag, Forcierung strategisch wichtiger Kunden und Produkte, Verkauf von Serviceleistungen etc. Damit werden in den variablen Vergütungsmodellen die klassischen Ergebnisse/Resultate des Mitarbeiter-Einsatzes angesprochen. Immer häufiger werden heute auch solche Ziele in den variablen Vergütungsmodellen vergütet, die für Aktivitäten und Maßnahmen gesetzt werden, die der Mitarbeiter im Vorfeld der zukünftigen Ergebnisse erbringen soll und die den Charakter von Erfolgstreibern haben. Damit möchten die variablen Vergütungsmodelle frühzeitig ansetzen und bereits die Weichen für spätere Erfolge stellen.
5. Variable Vergütungsmodelle vergüten ganzheitlich
Die modernen variablen Vergütungsmodelle erachten den Aspekt des frühzeitigen Eingreifens als so bedeutsam, dass auch die Kompetenzentwicklung des Mitarbeiters in die variablen Vergütungsmodelle eingebaut werden. Dabei gilt folgende Überlegung: Würde man ausschließlich zählbare/messbare Leistungskriterien in den variablen Vergütungsmodellen vergüten (z.B. Deckungsbeitrag oder Umsatz), würde sich die Vergütung des Mitarbeiters ausschließlich auf solche Aspekte beschränken, die bis zum Jahresende abgeschlossen sind (z.B. Deckungsbeitrag in Höhe von 500.000 €). Ganzheitlich angelegte variable Vergütungsmodelle bauen zusätzlich und ganz bewusst auch „weiche“ Aspekte ein (z.B. Pflege des CRM-Systems oder Einhaltung von Zusagen gegenüber Kunden), um den langfristigen Erfolg des Mitarbeiters sicherzustellen. Dabei ist es wichtig, nur solche Kompetenzkriterien in die variablen Vergütungsmodelle einzubauen, die konkret, d.h. nicht mehr interpretationsbedürftig sind (um den gefürchteten „Nasenfaktor“ zu vermeiden). Also „Pflege des CRM-Systems“ und „Informationsweitergabe“ sind für variable Vergütungsmodelle besser als z.B. der schwammige Begriff „Teamfähigkeit“.
Aus der Beurteilung des Mitarbeiters und den Feedback-Gesprächen können sich Entwicklungsziele für den Mitarbeiter ergeben, die ebenfalls wieder zu Mitarbeiterzielen werden und in die variablen Vergütungsmodelle eingebaut werden. Es ist ein typisches Merkmal moderner variabler Vergütungsmodelle, dass sie sich gerade auf die Vergütung solcher Aspekte konzentrieren, die von allen Beteiligten als wichtig und erfolgstreibend eingeordnet werden. Dabei ist es für die variablen Vergütungsmodelle zweitrangig, ob es sich um „harte“, d.h. zählbare/messbare Ziele handelt oder um „weiche“.
Den Kern gut gemachter variabler Vergütungsmodelle bilden natürlich die „harten“ Kriterien. Ein wichtiges Prinzip der modernen variablen Vergütungsmodelle lautet aber, den Fokus der Vergütung auf das zu legen, was für das Unternehmen wichtig ist. Und das dürfen durchaus auch „weiche“ Ziele sein (insofern gilt die alte SMART-Regel nur noch eingeschränkt).
Man erkennt, dass sich moderne variable Vergütungsmodelle emanzipiert haben: Von der ursprünglichen Umsatzprovision haben sie sich längst entfernt und verstehen sich heute als der verlängerte Arm der Führung und Steuerung. In die variablen Vergütungsmodelle werden alle Elemente der Vereinbarung „harter“ Ziele eingebracht, ebenso Elemente der Beurteilung und der Entwicklung der Kompetenzen der Mitarbeiter.
6. Zielorientierte variable Vergütungsmodelle vergüten unterjährig
Oft werden zielorientierte variable Vergütungsmodelle dahingehend missverstanden, dass die Jahresziele des Mitarbeiters erst am Jahresende vergütet werden. Wenn variable Vergütungsmodelle ihre Wirkung entfalten sollen, macht es Sinn, diese Ziele nicht erst am Ende des Jahres zu vergüten, sondern bereits im Lauf des Jahres. Zu diesem Zweck werden die Mitarbeiterziele im Rahmen der modernen variablen Vergütungsmodelle auf Etappenziele (Monats- oder Quartalsziele) aufgeteilt, und zwar unter Berücksichtigung von saisonbedingten Schwankungen. Jeweils am Ende der Etappe wird nun im Rahmen der variablen Vergütungsmodelle abgerechnet. So erhält der Mitarbeiter über sein variables Vergütungsmodell ein schnelles Feedback auf seine aufgelaufene Leistung. Dabei wird im Rahmen der variablen Vergütungsmodelle stets reflektiert, ob der Mitarbeiter seine Jahresziele noch erreichet bzw. übertreffen kann.
Es wäre mit dem Führungs- und Steuerungsanspruch der modernen variablen Vergütungsmodelle unvereinbar, wenn die Vergütung des Mitarbeiters erst am Jahresende erfolgen würde (und unterjährig evtl. pauschale Abschlagszahlungen): Der Mitarbeiter würde im Rahmen seines variablen Vergütungsmodells nicht erfahren, wie er unterjährig in seinen aufgelaufenen Leistungen liegt. Deshalb werden in gut gemachten variablen Vergütungsmodellen unterjährige Abschlagszahlungen geleistet, die der monatlich aufgelaufenen Leistung des Mitarbeiters entsprechen.
Diese Form der Abschlagszahlung soll dem Mitarbeiter im Rahmen seines variablen Vergütungsmodells verdeutlichen, wie er in Bezug auf seine Leistung liegt. Hat er eine hohe unterjährige Leistung erreicht, fällt die Abschlagszahlung im Rahmen seines variablen Vergütungsmodells entsprechend hoch aus. Liegt die Leistung dagegen niedrig, fällt die Abschlagszahlung entsprechend niedrig aus.
Diese Art der Abschlagszahlung hat in den modernen variablen Vergütungsmodellen also nicht nur die Funktion, für gleichmäßiges Einkommen zu sorgen, sondern sie ist ein wichtiger Indikator für den Mitarbeiter darüber, ob er seine Jahresziele noch erreicht. Die Abschlagszahlung im variablen Vergütungsmodell wird damit zu einem wesentlichen Teil der Mitarbeiter-Führung und –Steuerung (= schnelles Feedback zwischen Leistung und variabler Vergütung). Der Mitarbeiter erfährt also über sein variables Vergütungsmodell sehr rasch, ob er im Rahmen seiner Zielerfüllung liegt – bzw. darüber oder darunter. Unterjährige Gutleistungen (=Übererfüllungen seiner Etappenziele) schlagen sich im variablen Vergütungsmodell in hohen Abschlagszahlungen nieder. Schlechtleistungen machen sich in der aber auch deutlich bemerkbar.
7. Variable Vergütungsmodelle so gestalten, dass sich Mehrleistung lohnt
Unternehmen, die bei ihren variablen Vergütungsmodellen mit herkömmlichen Provisionssystemen arbeiten, beklagen häufig, dass sich Engagement und Mehrleistung für den Mitarbeiter kaum auszahlen. Das liegt daran, dass klassische variable Vergütungsmodelle extrem vergangenheitsorientiert vergüten: Die Provision startet üblicherweise beim ersten Euro (Umsatz, Deckungsbeitrag, Stückzahlen), die der Mitarbeiter erwirtschaftet. Dies führt dazu, dass in solchen variablen Vergütungsmodellen jedes Jahr aufs Neue die Aufbauleistung vergangener Jahre vergütet wird.